Bei der Polizeireform stehen oft institutionelle Rahmenbedingungen und technische Schulungen im Vordergrund. Nachhaltige Veränderungen hängen jedoch auch von Menschen ab, die Professionalität, Integrität und Dienstleistungsbereitschaft verkörpern.
Eine solche Person ist Superintendent Gimbia Audu von der Nigeria Police Force (NPF). Ihr Werdegang ist mehr als nur eine inspirierende Geschichte. Er verdeutlicht die Kraft einer werteorientierten Führung und spiegelt die langjährige Partnerschaft zwischen der GS-Foundation und der NPF beim Aufbau einer transparenteren, rechenschaftspflichtigen und bürgernahen Polizei wider.
Vier Jahre Partnerschaft mit der nigerianischen Polizei
Seit 2021 arbeitet die GS-Foundation eng mit der nigerianischen Polizei zusammen und unterstützt Reformbemühungen in Bereichen wie Ausbildung, Führungskräfteentwicklung, interne Rechenschaftspflicht und bürgernahes Polizeiwesen. Diese Partnerschaft basiert auf Vertrauen, lokaler Eigenverantwortung und einem gemeinsamen Verständnis: Dass nachhaltige Reformen sowohl systemische Veränderungen als auch individuelle Führungsqualitäten erfordern.
In der Praxis konzentriert sich unsere Zusammenarbeit auf folgende Prioritäten:
- Stärkung der Führungskompetenzen: Durch gezielte Führungskräftetrainings arbeitet die GS-Foundation mit Polizeiführungskräften zusammen, um Strategien zur Bewältigung moderner polizeilicher Herausforderungen zu entwickeln. Ein Schwerpunkt liegt auf der Förderung von Frauen in Führungspositionen.
- Vertrauensbildung: In einem Modellprojekt in Abuja wird bürgernahes Polizeiarbeit in die Praxis umgesetzt. Der Ansatz umfasst feste Ansprechpartner, klar definierte Patrouillengebiete und direkte Kommunikation.
- Ausbildung von Spezialeinheiten: Um effektiv auf risikoreiche Situationen reagieren zu können, wird eine mobile und gut ausgerüstete Spezialeinheit aufgebaut. Dazu gehören maßgeschneiderte Schulungen, moderne Ausrüstung und eine klare Einsatzdoktrin.
- Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen: Die GS-Foundation unterstützt die Gender-Einheit der NPF durch die Einrichtung eines Gender-Labors und die Ausbildung von Gender-Beauftragten, um die institutionelle Reaktion auf sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt zu stärken.
- Modernisierung der Polizeiausbildung: Durch die Renovierung von Polizeischulen und die Bereitstellung moderner Ausrüstung trägt die GS-Foundation zur Schaffung eines professionellen Lernumfelds bei, das die Einsatzbereitschaft und die langfristige operative Leistungsfähigkeit verbessert.
Superintendent Gimbia Audu hat an mehreren reformorientierten Initiativen teilgenommen und ihre Stimme, ihre Erfahrung und ihre Führungsqualitäten in die Ausbildungsumgebung und das interne Peer-Learning eingebracht.
Warum Polizeireformen wichtig sind – der nigerianische Kontext
Seit vielen Jahren hat das nigerianische Polizeisystem mit tief verwurzelten Herausforderungen zu kämpfen: begrenzte Ressourcen, strukturelle Ineffizienzen, Misstrauen der Bevölkerung und Bedenken hinsichtlich der Rechenschaftspflicht und der Einhaltung der Menschenrechte. Insbesondere in Zeiten nationaler Krisen – wie den #EndSARS-Protesten im Jahr 2020 – richtete sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit stark auf die dringende Notwendigkeit von Reformen.
Als Reaktion auf diese langjährigen Forderungen hat die nigerianische Bundesregierung 2019 einen umfassenden Fahrplan für die Polizeireform vorgelegt. Dieser wurde in Absprache mit Sicherheitsakteuren, zivilgesellschaftlichen Organisationen und internationalen Partnern – darunter das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) – entwickelt. Der Fahrplan formuliert eine nationale Vision für eine moderne, professionelle und dienstleistungsorientierte Polizei.
Zu ihren Säulen gehören:
- Institutionelle Umstrukturierung
- Ausbildung und berufliche Weiterbildung
- Menschenrechte und Mechanismen der Rechenschaftspflicht
- Einbindung der Bevölkerung und Vertrauensbildung
- Geschlechtersensible Polizeiarbeit
Das Engagement der GS-Foundation für die NPF steht in direktem Einklang mit diesem Fahrplan. Die Stiftung fungiert als strategischer Partner, der nicht nur technische Beratung leistet, sondern auch die Herausbildung einer reformorientierten Führung innerhalb der Polizei unterstützt.
Von der persönlichen Geschichte zum institutionellen Engagement
Superintendent Audus Weg zur NPF begann unter schwierigen Umständen. Sie wurde in den 1970er Jahren in einer Bauernfamilie im ländlichen Norden Nigerias geboren und sah sich mit erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Hindernissen konfrontiert, darunter lange Unterbrechungen ihrer Ausbildung und mehrere Umzüge innerhalb der Großfamilie. Inmitten dieser Instabilität zeichnete sie sich schon früh durch ihre schnelle Auffassungsgabe und ihre Entschlossenheit aus, sich eine Zukunft für sich und ihre Angehörigen aufzubauen.
Nach dem Abschluss der Sekundarschule hatte sie keine finanziellen Mittel für eine höhere Ausbildung und hörte von einer bevorstehenden Polizeiausbildung. Angetrieben von einem starken persönlichen Interesse am öffentlichen Dienst, ging sie zum Polizeikommando des Bundesstaates Kaduna, bat um ein Gespräch mit dem Kommissar und beantragte die Aufnahme in die Polizei. Ihr Selbstbewusstsein und ihre Klarheit hinterließen einen starken Eindruck. Der Kommissar unterstützte ihre Bewerbung und ermöglichte ihr die Ausbildung.
Audu begann ihre Karriere als jugendliche Rekrutin an der Polizeischule in Kaduna. Trotz der Einwände, dass die Polizeiarbeit für jemanden in ihrem Alter und mit ihrem Hintergrund zu schwierig sein könnte, blieb sie – entschlossen, ihrer Familie zu helfen und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu wahren. Während ihrer gesamten frühen Karriere unterstützte sie die Ausbildung ihrer jüngeren Geschwister, half weiteren Familienmitgliedern, Zugang zu Ausbildung und Beschäftigung zu erhalten, und setzte sich weiterhin für Verfahrensgerechtigkeit und ethisches Verhalten ein.
„Meine Eltern sagten mir, ich solle auf dem Weg der Wahrheit bleiben – und daran habe ich mich seitdem gehalten“, erinnert sie sich.
Durch konsequente harte Arbeit stieg sie die Karriereleiter empor. Sie wurde zweimal vor ihren Kollegen befördert, erhielt von den lokalen Gemeinden informelle Anerkennung für ihre transparente Fallbearbeitung und wurde zu einem Vorbild innerhalb ihres Teams. Heute hat sie den Rang einer Superintendentin inne und engagiert sich aktiv in der Betreuung jüngerer Beamter.
Ihre Biografie ist nicht nur eine persönliche Geschichte. Sie spiegelt wider, was geschehen kann, wenn institutionelle Rahmenbedingungen auf individuelle Entschlossenheit treffen. Langfristige Reformpartnerschaften unterstützen Menschen wie sie dabei, sich zu entfalten, Führungsaufgaben zu übernehmen und künftige Generationen zu prägen.
Integrität als Eckpfeiler der Reform
In einem schwierigen polizeilichen Umfeld ist Integrität sowohl eine persönliche Haltung als auch ein strukturelles Ziel. Beamte wie Supt. Audu, die auch unter Druck konsequent professionelle Standards einhalten, spielen eine entscheidende Rolle bei der Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung und der internen Kultur. Ihre Arbeitsweise, die sich durch Fleiß, Ehrlichkeit und Sorgfalt auszeichnet, verkörpert die Werte, die die GS-Foundation durch ihre Schulungen, Mentoring-Programme und institutionelle Unterstützung vermitteln möchte.
Ihr Einfluss reicht über ihre eigene Einheit hinaus. Indem sie jüngere Beamte unterstützt, transparentes Verhalten vorlebt und die Bedeutung ethischer Führung bekräftigt, trägt sie zu einer umfassenderen Kultur der Rechenschaftspflicht bei. Dies steht im Einklang mit den Zielen der Reform.
Reformen sind ein kollektiver Prozess – aber der Einzelne zählt
Polizeireformen werden nicht durch einzelne Geschichten vorangetrieben. Sie sind das Ergebnis gemeinsamer Prozesse, nachhaltiger Partnerschaften und Veränderungen auf politischer Ebene. Dennoch zählt der Einzelne.
Beamte wie Supt. Audu zeigen, was möglich ist, wenn persönliches Engagement auf institutionelle Unterstützung trifft. Ihre Beiträge als Mentorin, Führungskraft und Verfechterin einer ethischen Polizeiarbeit sind keine Einzelfälle. Sie sind Teil einer umfassenderen Initiative, die von Kollegen, Partnern und reformorientierten Institutionen unterstützt wird.
Für die GS-Foundation sind solche Stimmen unverzichtbar. Sie leiten die Gestaltung von Programmen, prägen die Kultur der Ausbildungsumgebungen und fungieren als Brücken zwischen technischen Inhalten und der täglichen Praxis.
Frauen als Vorbild
Auch kurz vor ihrer Pensionierung ist Supt. Audus Einfluss ungebrochen. Für junge Frauen in Sicherheitsbehörden ist ihr Beispiel aussagekräftig: Bei Führung geht es nicht um Privilegien, sondern um Prinzipien. Und bei Reformen geht es nicht darum, Systeme zu ersetzen, sondern innerhalb dieser Systeme zu arbeiten, um etwas Besseres aufzubauen.
In Nigeria und darüber hinaus ist die GS-Foundation stolz darauf, institutionelle Reformen nicht nur durch technisches Fachwissen zu unterstützen, sondern auch durch Menschen, die den Wandel verkörpern.