Anfang September reisten unsere Kollegen Ronja Berner und Udo Möller im Rahmen des trilateralen Polizeireformprojekts mit Chile und Kolumbien nach Chile. Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt finanziert. Gemeinsam mit unseren Partnern trafen sie Vertreter der Carabineros de Chile und diskutierten Erfolge sowie zukünftige Prioritäten. Der Besuch zeigte, wie Werte, Dialog und Menschenrechte zu zentralen Säulen der institutionellen Reform werden.
Werte als Grundlage der Reform
In Santiago traf die Delegation mit dem Zentrum für Doktrin und Ethik der Carabineros de Chile zusammen. Gemeinsam mit der Polizei Baden-Württemberg haben die Carabineros einen umfassenden Werteprozess initiiert. Rund 40 Prozent der Beamten nahmen daran teil und reflektierten über den Auftrag, die Rolle und die ethische Ausrichtung ihrer Institution.
Das Ergebnis war die Verabschiedung von zehn Leitwerten. Diese Werte bilden eine wesentliche Grundlage für eine bürgerorientierte und menschenrechtskonforme Polizei. Ihre Verankerung in der täglichen Praxis ist ein entscheidender Schritt zur Stärkung des Vertrauens zwischen Polizei und Gesellschaft. Für die GS-Stiftung zeigt die Unterstützung dieses Prozesses, wie deutsches Fachwissen mit lokaler Eigenverantwortung kombiniert werden kann, um nachhaltige Wirkung zu erzielen.
Dialog statt Gewalt
Ein weiteres zentrales Thema der Mission war die öffentliche Sicherheit. Gemeinsam mit der Hamburger Polizei testeten die Carabineros neue Methoden für das Management von Großveranstaltungen. Ein praktisches Highlight war die Schaffung von Dialogbeauftragten. Diese Beamten tragen weiße Helme und Westen und treten direkt in Gespräche mit Demonstranten oder Menschenmengen ein. Ihre Aufgabe ist es, zu vermitteln und zu deeskalieren, bevor es zu Gewalttätigkeiten kommt.
Dieser Ansatz markiert eine deutliche Veränderung in der Praxis. In der Vergangenheit wurde bei Massenveranstaltungen oft mit Gewalt reagiert. Heute werden im ganzen Land Dialogbeauftragte ausgebildet. Das Modell zeigt, wie partnerschaftliche Ausbildung zu systemischen Reformen führen kann. Für die Bürger bedeutet dies mehr Sicherheit durch Kommunikation statt Konfrontation.
Menschenrechte im Mittelpunkt
Zum ersten Mal traf die Delegation der GS-Stiftung auch mit der Abteilung für Menschenrechte und Familienschutz der Carabineros de Chile zusammen.
Der Austausch gab Einblicke, wie die Institution den Familienschutz angeht und Menschenrechte in die tägliche Polizeiarbeit integriert.
Menschenrechte in den Mittelpunkt der Polizeiarbeit zu stellen, ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch ein wichtiger Schritt, um Legitimität und Vertrauen aufzubauen. Durch die Unterstützung dieser Bemühungen trägt das trilaterale Projekt dazu bei, Menschenrechte als gelebte Praxis und nicht als abstraktes Prinzip zu verankern.
Strategischer Dialog und Ausblick
Die Mission umfasste auch ein strategisches Treffen mit General Muñoz, Leiter der Abteilung für internationale Beziehungen bei den Carabineros de Chile. Gemeinsam mit ihm und seinem Team überprüfte Ronja Berner die Projektergebnisse und diskutierte die Prioritäten für das kommende Jahr.
Zu den wichtigsten Ergebnissen des trilateralen Projekts zählen bislang die Einrichtung von Einheiten zur Beweissicherung, der Einsatz von Dialogbeauftragten, die Umsetzung des Werteprozesses und erste Schritte zur Stärkung des Vertrauens der Bürger.
Mit Blick auf die Zukunft werden neue Bereiche der Zusammenarbeit hinzukommen, darunter die Ausbildung von Drogenbekämpfungseinheiten.
Dieser zukunftsorientierte Ansatz spiegelt den Kern des trilateralen Projekts wider: die Stärkung einer bürgerorientierten und menschenrechtskonformen Polizeiarbeit, die Erzielung messbarer Verbesserungen durch Schulungen und Standards sowie der Aufbau von Vertrauen durch langfristige Partnerschaften.
Die Projektmission in Chile hat deutlich gemacht, wie Reformen greifbar werden, wenn Werte, Dialog und Menschenrechte gemeinsam angegangen werden.
Mit Unterstützung des Auswärtigen Amts und in Partnerschaft mit Chile und Kolumbien wird die GS-Stiftung weiterhin internationales Fachwissen einbringen und gleichzeitig die lokale Eigenverantwortung fördern.
Die Polizeireform ist ein langfristiger Prozess. Die in Chile unternommenen Schritte zeigen jedoch, dass Veränderungen möglich sind, wenn sich Institutionen für Reflexion, Innovation und Zusammenarbeit öffnen.
Wir bedanken uns bei den Carabineros de Chile für den herzlichen Empfang, den produktiven Austausch und die hervorragende Zusammenarbeit.